Wir haben das Kiebitzei gerettet

Wenn ein Gärtnermeister Sandbiene spielt

Eine besonders seltene Pflanze ist das Kiebitzei, auch Schachbrettblume, genannt. Die Pflanze braucht Feuchtwiesen im Frühjahr und kann ausschließlich von der Kleinen Sandbiene bestäubt werden. Bereits seit 25 Jahren ist die Pflanze auf dem „Rückzug“. Gab es vor Jahren noch Vorkommen in Niedenstein, Neukirchen (Schwalm) und am Singliser See (Borken), so galt sie inzwischen nahezu vollständig in der Region Nordhessen als ausgestorben oder vom Aussterben bedroht.

Mit dem Einbringen von Feld-Drainagen sowie dem Anpflanzen von Hybridpappeln, um Wiesen zu entwässern und den Ertrag von Böden zu erhöhen, außerdem mit dem Einsatz von Neonicotinoiden und dem vorübergehenden Verschwinden der Sandbiene (Andrena bicolor), stand auch die Schachbrettblume in der Region vor dem Aussterben.

Rückkehr ist eine kleine Sensation

Es ist eine kleine Sensation, dass es dem Team von Naturschutz Härtl gelungen ist, die Pflanze in der eigenen Gärtnerei zu erhalten und durch Handbestäubung, „wir haben Sandbiene gespielt“, zu züchten. Das faszinierende ist, dass sie inzwischen auch in der Natur seit fünf Jahren wieder wächst und ganz offensichtlich auch die Sandbiene zurückgekehrt ist, um den natürlichen Besteuerungsprozess wieder zu übernehmen. Eine kleine Population habe ich auf einer Feuchtwiese und an einer Straßenböschung gegenüber der Einfahrt zur Gärtnerei entdeckt.

Die Freude darüber, dass ganz offensichtlich Arten zurückkehren können, wenn sich Verhalten und Umwelt verändern, überwiegt jetzt die Sorge. Aus dieser Erfahrung möchte ich mahnen, dass es im Kleinen, also vor der Haustür, wichtig ist, mit einfachen Mitteln die Biodiversität zu erhalten. Dabei fällt es mir nicht schwer Positionen der Landwirtschaft zu verstehen, schließlich bin ich selbst nicht nur Gärtner, sondern auch Unternehmer und weiß, dass wirtschaftliche Realitäten durchaus zu Maßnahmen zwingen, die der Umwelt langfristig Schaden zufügen.

Refugium für mehrere Hundert Arten

Dafür sind in der Zukunft auch politische Entscheidungen notwendig, die ein positives Eingreifen ermöglichen. An vielen Orten geschieht dies bereits. Und es geht weiter: Die Feuchtwiese am Niedensteiner Stadtrand bietet mit seltenen Pflanzen, wie dem Arznei-Schlüsselblümchen, dem Mädesüß und vielen Weichhölzern, die sie umsäumen, etwa 80 Pflanzenarten und 300 Insektenarten Nahrungsquelle und Lebensraum. Auf diese Weise werden auch viele Vogelarten erhalten. Für Nordhessen eine absolute Besonderheit und Seltenheit.

Dabei hängt viel von der Nutzung einzelner Flächen ab. Dabei wird auch wichtig, zu informieren und Personengruppen unterschiedliche Interessenlagen, miteinander ins Gespräch zu bringen.